Donnerstag, 3. Juli 2014

Kreide fressen

Ne, Kreide gucken. Nachdem wir den gestrigen Tag vor Ort verbracht hatten, zog es uns heute wieder hinaus in die Vorpommersche Landschaft. Nach Osten, und wenn das Land aufhört, noch weiter. Nehmt die Brücke, dann seid Ihr schneller auf Rügen. Das war unser Ziel, die Kreidefelsen von Rügen. Auf der Karte sah das gar nicht so weit aus, aber es zog sich dann doch ganz schön. In Sassnitz fuhren wir erst einmal in den Hafen - Volksfeststimmung! Kneipen, Restaurants und Andenkenläden mit Preisen, die wir hier an der Küste noch nicht gesehen hatten. Ausflugsfahrten mit dem Schiff zu den Kreidefelsen wurden angeboten und und und. Das war nichts für uns, hatten wir uns doch an Ruhe und Gemütlichkeit gewöhnt.

Also ging es direkt weiter zum Königsstuhl. Da war aber kein König und auch nicht der Caspar David, der da immer rumgemalt hat. Da können sie es doch gleich Touri Stuhl nennen. Von denen waren nämlich jede Menge da - und wir mitten drin. Am Besucherzentrum kauften wir uns Eintrittskarten für das Nationalparkzentrum und Fahrkarten für den Zubringerbus.  Mit dem waren es nur ein paar Minuten, dann wir konnten das Gelände betreten. Gleich gingen wir zum Aussichtspunkt durch und guckten auf die weissen Felsen und die darunter liegende See. In der Ferne konnten wir die Ausflugsschiffe sehen, aber auch einige Sportsegler waren unterwegs. Das Ganze hätte richtig schön und gemütlich sein können, wenn nicht Millionen von Eintagsfliegen den Genuss getrübt hätten. Überfallartig setzten sie sich auf alle Körperteile und manchmal versuchten sie auch durch Nase und Mund neue Erkenntnisse zu erlangen. Es war unerträglich, so dass wir nur ein paar Fotos machten und uns dann wieder verkrümelten.
Im Parkzentrum lernten wir auf einem Rundgang mit Audioguide, wie die Vorpommersche Boddenlandschaft entstanden ist. In einem Film wurde uns erklärt, wie die Buchenwälder nach Mitteleuropa gekommen, warum sie so toll sind und sich hier zu recht im Nationalpark geschütz vor sich hin entwickeln können. Das waren ganz schön viele Infomationen und in meinem kleinen Plüschkopf fing es schon an zu kribbeln. Die Zeit war wie im Flug vergangen und bald waren wir wieder an unserer Kalesche. Hier verputzten wir - wer gestern gut aufgepasst hat weiss es schon - das zweite Pfund Kirschen.

Der nächste Stop war die schöne Hansestadt Stralsund. Es war bereits später Nachmittag und es war nicht viel los. Am Neuen Markt fanden wir einen Parkplatz, der Parkautomat wollte gefüttert werden. Schade, kein Kleingeld. Glück gehabt,die Sparkasse ist direkt gegenüber. Der Chauffeur, der sich mit diesen Instituten ja bestens auskennt, suchte gleich mal die Schalterhallte auf. Von der Grösse her schien es sich um die Hauptstelle zu handeln. Es war der erste Donnerstag im Monat, 17:00 Uhr. Vier Kunden, einschliesslich Chauffeur, der Kleingeld wechseln wollte, bevölkerten die Schalterhalle. Das sah nach Stress pur aus, das hätte der Chauffeur in seiner Jugend auch gerne gehabt. Als der Parkschein gelöst und auf dem Armaturenbrett drapiert war, gingen wir durch die Altstadt und bewunderten die schöne Backsteingothik, die für die Landschaft so typisch ist. Es gefiel uns sehr gut, und auch hier verflog die Zeit wie im Nu. Zum Glück hatten wir uns gleich am Anfang mit einem Fischbrötchen versorgt, so dass erst gar kein ungutes Hungergefühl aufkommen konnte.

Auf dem Rückweg nutzte der Chauffeur wieder kleine Nebenstrassen, wunderschöne Alleen mit dahinterliegenden Felder und Wiesen. Es war einfach herrlich. Zurück in Zingst fackelten wir nicht lange und fuhren direkt zum Alten Bahnhof und setzten uns in die Gaststätte. Der Bahnhof, der erst 1910 errichtet wurde, hat es nur bis zum Krieg geschafft. Dann wurde die Strecke eingestellt und der Bahnhof in ein Krankenhaus umfunktioniert. Zu dieser Zeit herrschte Typhus in Zingst und die Kranken wurden hier versorgt. 1956 wurde dann ein Erholungsheim mit Restauration daraus, das es bis zur Wende schaffte. Anschliessend stand das Gebäude leer. Um so schöner ist es jetzt wieder auferstanden und bietet, neben einer schönen und thematischen Einrichtung, eine gute Küche zu annehmbaren Preisen.

Das war es dann auch schon fast. Satt und zufrieden fuhren wir zur FeWo, dem Chauffeur diktierte ich das Tagebuch in die Tastatur, dann war der Tag auch bald vorüber.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen