Samstag, 5. Juli 2014

Von Flachmännern und Saubermachern

So schnell gehen zwei Wochen um. Kaum ist man losgefahren, steht der Wagen schon wieder zuhause vor der Garage. Und jetzt kommt die undankbarste Aufgabe (neben Koffer auspacken, alles dahin räumen wo es hingehört, u.s.w): den letzten Tag im Reisetagebuch verewigen. Der Tag ist zwar wirklich ein Reisetag, weil man ja von da nach hier fährt, aber sechs Stunden auf der Autobahn bieten nicht viel Spannendes zu erzählen.

Ehe wir auf der Autobahn waren, haben wir noch ein paar Flachmänner gesehen. Das sind ehemals lebendige Tiere, die die Geschwindigkeit von Autos unterschätz haben - schade. Ein paar Krähen spielten Tatortreiniger und schlugen sich den Bauch voll. Des Einen Pech, des Anderen Glück. Bis wir bei Rostock auf die Autobahn fuhren, zog es sich ganz schön. In Warnemünde und in Ribnitz-Damgarten waren Grossveranstaltungen, und die Urlauber aus den südlicheren Gefilden wollten in die andere Richtung. Stau und qualvolles Schleichen von Ampel zu Ampel. Doch auch das überstanden wir nahezu unbeeindruckt, denn wir konnten ja doch nichts dran ändern.Nach zwei Stunden die erste Pause, den Rest rutschten wir in einem durch. Um 17:00 Uhr waren wir zuhause, gerade rechtzeitig zum Fussball.

Das war unser Hochzeitstag-/ Geburtstagsurlaub 2014, wir haben es sehr genossen. Wer allerdings meint, den bekommt man für



der hat sich getäuscht. Ich hoffe, dass Euch mein Tagebuch zu dieser Reise gefallen und ein bisschen Freude bereitet hat. Ich muss mich jetzt erst einmal erholen.

Bis bald
Euer Scarf

Freitag, 4. Juli 2014

Was sind wir heute unabhängig

Während in den USA der Unabhängigkeitstag gefeiert wurde, zelebrierten wir unseren letzten Zingst-Tag. Morgen geht es ja wieder nachhause. Gerade jetzt, wo wir uns so richtig eingelebt haben. Na ja, müssen wir halt noch einmal wiederkommen.

Nach dem Frühstück fingen wir mit den ersten Aufräumarbeiten an. Das war aber auch nötig, es sah aus wie in einer Bärenhöhle nach dem Winterschlaf. Nein, natürlich nicht. Aber aufräumen mussten wir die Bude bevor wir abreisten. So packten wir das bisschen Leergut zusammen und machten uns von dem Pfandgeld eine tolle Zeit im Hafen. Dort war wieder eine angenehme Athmosphäre, ein leichter Wind ging und es liess sich im Schatten wunderbar aushalten. Beim Italiener, der ein Türke ist, kauften wir uns ein Eis und waren verblüfft, wie wenig Farbstoffe und Geschmacksverstärker ausmachen können. Es war einfach unlecker. Aber bevor das alle wissen, ist der Sommer rum und der Türke hat die Taschen voll.

Nachdem wir uns vom Ausruhen ausgeruht hatten, liefen wir wieder zur Wohnung und packten die meisten Sachen in die Koffer. Das heisst, meine Begleiter taten das - Fine und ich guckten vom Tribünenplatz auf der Couch zu. Der Plan war, nachmittags zum Strand zu gehen und noch einmal den Sand auszuprobieren. Aber die Sonne war so unbarmherzig, dass das dem Chauffeur überhaupt nicht gut getan hätte. Also bauten wir den Sonnenschirm auf dem Balkon auf und verbrachten den Nachmittag dort. Zwischendurch gab es Kaffee und Kuchen, dann war es auch schon soweit, sich auf das Fussballspiel gegen Frankreich einzustimmen. Ich zog fix mein Trikot über, die Menschen taten es ebenso und dann machten wir uns auf den Weg ins Sprizz, unglaubliche 300 Meter entfernt.

Dort war fussballmässig geschmückt, sogar der Kellner Uwe. Unseren reservierten Platz mussten wie natürlich noch nachbessern, schliesslich bin ich thematisch passendes Komplettambiente gewöhnt. Da war wieder grosses Hallo angesagt, und wie jedes Mal in diesem Urlaub wurde ich fotografiert, als ich in meinem Tribünenstuhl Platz genommen hatte. Speisen und Getränke waren von der richtig guten Sorte, alles passte. Als Deutschland dann auch noch gegen Frankreich gewonnen hatte, war der Tag runder als rund.

Nur der Chauffeur hatte noch nicht genug. Er hatte sich vorgenommen, am letzten Abend nochmal einen Sonnenuntergang zu geniessen. Die Idee hatten 35 Millionen andere Menschen auch, inklusive einer Hochzeitsgesellschaft. So war es am Strand zwar ganz schön voll, aber der Chauffeur fühlte sich trotzdem total wohl und konnte das finale Schauspiel in Ruhe geniessen. So endete der letzte Urlaubsabend mit zufriedenen Menschen, Tieren, Sensationen.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Kreide fressen

Ne, Kreide gucken. Nachdem wir den gestrigen Tag vor Ort verbracht hatten, zog es uns heute wieder hinaus in die Vorpommersche Landschaft. Nach Osten, und wenn das Land aufhört, noch weiter. Nehmt die Brücke, dann seid Ihr schneller auf Rügen. Das war unser Ziel, die Kreidefelsen von Rügen. Auf der Karte sah das gar nicht so weit aus, aber es zog sich dann doch ganz schön. In Sassnitz fuhren wir erst einmal in den Hafen - Volksfeststimmung! Kneipen, Restaurants und Andenkenläden mit Preisen, die wir hier an der Küste noch nicht gesehen hatten. Ausflugsfahrten mit dem Schiff zu den Kreidefelsen wurden angeboten und und und. Das war nichts für uns, hatten wir uns doch an Ruhe und Gemütlichkeit gewöhnt.

Also ging es direkt weiter zum Königsstuhl. Da war aber kein König und auch nicht der Caspar David, der da immer rumgemalt hat. Da können sie es doch gleich Touri Stuhl nennen. Von denen waren nämlich jede Menge da - und wir mitten drin. Am Besucherzentrum kauften wir uns Eintrittskarten für das Nationalparkzentrum und Fahrkarten für den Zubringerbus.  Mit dem waren es nur ein paar Minuten, dann wir konnten das Gelände betreten. Gleich gingen wir zum Aussichtspunkt durch und guckten auf die weissen Felsen und die darunter liegende See. In der Ferne konnten wir die Ausflugsschiffe sehen, aber auch einige Sportsegler waren unterwegs. Das Ganze hätte richtig schön und gemütlich sein können, wenn nicht Millionen von Eintagsfliegen den Genuss getrübt hätten. Überfallartig setzten sie sich auf alle Körperteile und manchmal versuchten sie auch durch Nase und Mund neue Erkenntnisse zu erlangen. Es war unerträglich, so dass wir nur ein paar Fotos machten und uns dann wieder verkrümelten.
Im Parkzentrum lernten wir auf einem Rundgang mit Audioguide, wie die Vorpommersche Boddenlandschaft entstanden ist. In einem Film wurde uns erklärt, wie die Buchenwälder nach Mitteleuropa gekommen, warum sie so toll sind und sich hier zu recht im Nationalpark geschütz vor sich hin entwickeln können. Das waren ganz schön viele Infomationen und in meinem kleinen Plüschkopf fing es schon an zu kribbeln. Die Zeit war wie im Flug vergangen und bald waren wir wieder an unserer Kalesche. Hier verputzten wir - wer gestern gut aufgepasst hat weiss es schon - das zweite Pfund Kirschen.

Der nächste Stop war die schöne Hansestadt Stralsund. Es war bereits später Nachmittag und es war nicht viel los. Am Neuen Markt fanden wir einen Parkplatz, der Parkautomat wollte gefüttert werden. Schade, kein Kleingeld. Glück gehabt,die Sparkasse ist direkt gegenüber. Der Chauffeur, der sich mit diesen Instituten ja bestens auskennt, suchte gleich mal die Schalterhallte auf. Von der Grösse her schien es sich um die Hauptstelle zu handeln. Es war der erste Donnerstag im Monat, 17:00 Uhr. Vier Kunden, einschliesslich Chauffeur, der Kleingeld wechseln wollte, bevölkerten die Schalterhalle. Das sah nach Stress pur aus, das hätte der Chauffeur in seiner Jugend auch gerne gehabt. Als der Parkschein gelöst und auf dem Armaturenbrett drapiert war, gingen wir durch die Altstadt und bewunderten die schöne Backsteingothik, die für die Landschaft so typisch ist. Es gefiel uns sehr gut, und auch hier verflog die Zeit wie im Nu. Zum Glück hatten wir uns gleich am Anfang mit einem Fischbrötchen versorgt, so dass erst gar kein ungutes Hungergefühl aufkommen konnte.

Auf dem Rückweg nutzte der Chauffeur wieder kleine Nebenstrassen, wunderschöne Alleen mit dahinterliegenden Felder und Wiesen. Es war einfach herrlich. Zurück in Zingst fackelten wir nicht lange und fuhren direkt zum Alten Bahnhof und setzten uns in die Gaststätte. Der Bahnhof, der erst 1910 errichtet wurde, hat es nur bis zum Krieg geschafft. Dann wurde die Strecke eingestellt und der Bahnhof in ein Krankenhaus umfunktioniert. Zu dieser Zeit herrschte Typhus in Zingst und die Kranken wurden hier versorgt. 1956 wurde dann ein Erholungsheim mit Restauration daraus, das es bis zur Wende schaffte. Anschliessend stand das Gebäude leer. Um so schöner ist es jetzt wieder auferstanden und bietet, neben einer schönen und thematischen Einrichtung, eine gute Küche zu annehmbaren Preisen.

Das war es dann auch schon fast. Satt und zufrieden fuhren wir zur FeWo, dem Chauffeur diktierte ich das Tagebuch in die Tastatur, dann war der Tag auch bald vorüber.

Mittwoch, 2. Juli 2014

Schon wieder feiern

Wieder ein Geburtstag, heute war das Liebchen vom Chauffeur dran. Zum Frühstück ging es auf den Fischmarkt. Auf der Terrasse eines örtlichen Bäckers wurde in der Sonne der Tag kulinarisch begonnen. Das war schon mal ein guter Auftakt. Für das Liebchen kam es noch besser, denn der Chauffeur kaufte ihr ein Geburtstagsgeschenk, das dem Liebchen schon direkt am ersten Tag in Zingst aufgefallen war - einen Engelsrufer. Jetzt folgte ein Spaziergang auf dem Deich Richtung Naturschutzgebiet. Rechtzeitig vor dem Ende der Zivilisation bogen wir ab und kämpften uns durch kleine Strassen und Gassen zurück ins Zentrum. Das war auch dringend nötig, denn ein Obsthändler bot so schöne Kirschen an, die mussten wir haben.

Schwer beladen gingen wir zur Kirche des Ortes, besichtigten diese und den zugehörigen Friedhof, um uns dann im Schatten der umstehenden Bäume auf einer Bank niederzulassen und dem ersten Pfund der Kirschen den Garaus zu machen. Das dauerte so ungefähr eine Stunde, denn meine Leute alberten noch rum und starteten einen Wettbewerb im Kirschkern Weitspucken. Und das fast direkt vor der Kirche - die haben Nerven. Zum Glück hat keiner der vorbeikommenden Leute etwas davon gemerkt.

Als sie genug rumgealbert hatten, brachten sie die restlichen Kirschen in die Wohnung und dann gingen wir zum Hafen. Am Anleger der Ausflugsschiffe liessen wir uns nieder und blickten auf die Boddenlandschaft. Das blaue Wasser, das grün/beige Schilfgras, im Hintergrund eine grosse Herde Kühe und der mit weissen Schäfchenwolken gesprenkelte blaue Himmel, ein Anblick, der der Seele gut tut. Wir beobachteten die vorbeikommenden Schiffe und hatten Spass an den Paddlern, Seglern und den Zeesbooten. Die Zeit verflog im Nu und meinen Leuten war es nach Kaffee und Kuchen. Im Hafen ist reichlich Gastronomie im Angebot und so fand sich natürlich auch ein Cafe mit Aussenterrasse. Dort gab es dann die wohlverdiente Geburtstagstorte.

Man glaubt es kaum, aber die Luft an der Ostsee kann einen fix und fertig machen - sagen meine Leute. Aber wahrscheinlich ist das immer nur die Ausrede, damit sie sich ein bisschen lang legen und schlafen können. Wie auch immer, trotz der vielen Erholung und Ruhe des heutigen Tages waren die beiden mal wieder total erschöpft und mussten sich ausruhen. Immerhin galt es sich auch noch für das Abendessen genügend Kraftreserven anzueignen.

Die beiden hatten einige interessante Speisekarten gesehen und wollten mal etwas anderes als Fischbrötchen und Pommes ausprobieren. Das fanden wir in der Strandkate, ein uriges Restaurant, das mit Haus und Einrichtung seinem Name alle Ehre macht. Das Essen war ausgezeichnet, die Krönung der Nachtisch. Irgendwas mit lauwarmer Schokolade, Vanillesauce und Sahne - quasi im Zeichen des Ramadan. Das war auch schon fast der Abschluss eines schönen Geburtstages. Das letzt Geschenk machte ich dem Liebchen: ich führte sie zur Seebrücke und zeigte ihr meinen ganz persönlichen Sonnenuntergang. Leider hatte ich mich nicht um den Wind gekümmert, denn der pfiff uns ganz schön unter die Klamotten. Deswegen wurde es nur ein kurzes Schauspiel. In unserer gemütlichen FeWo liessen wir den Abend dann ausklingen.

Dienstag, 1. Juli 2014

Doch mal Räucherkammer

Der Tag fing gar nicht gut an. In der Nacht hatte es viel geregnet und der Morgen war auch noch sehr nass. Wir hatten uns schon auf einen Tag in der FeWo eingestellt, doch plötzlich, nach dem Frühstück, klarte der Himmel auf. Die grauen Wolken verfärbten sich in  schäfchenweiss und die Sonne kam heraus. Die angedachte Rundreise konnte also stattfinden. Sogar die Fine war dabei, sie hatte wohl genug Fellpflege betrieben und musste zum Lüften auch mal wieder vor die Tür.

Zunächst fuhren wir nach Prerow. Parken nur mit Parschein aus dem Automat! Oder bei Edeka für eine Stunde mit Parkscheibe. Na gut, dann nehmen wir Edeka. Gleich gegenüber ist der Aufgang zur 390 Meter langen Seebrücke. Nachdem wir den Prerowstrom überquert hatten, war viel los. Jede Menge Fress- und Andenkenbuden mit Sachen, die man nicht braucht, aber trotzdem mitnimmt. Am Strand waren einige Jugendgruppen, die sich wie wir einen schönen Tag machen wollten. Die Seebrücke ist zwar fast 400 Meter lang, aber so sieht sie gar nicht aus. Jedenfalls kam es uns nicht so vor, als wir am Ende angekommen waren. Der Wind pfiff zwar ziemlich doll, und ich musste mich an der Fine festhalten, aber es gab einen tollen Blick auf die Küste. Das genossen wir eine Weile, bis uns der Wind zu kalt wurde.

Zurück im Auto ging es über Born nach Ahrenshoop. Von den Galerien und Ausstellungen des Künstlerortes liessen wir uns nicht beeindrucken, sondern fuhren direkt in den Hafen. Der ist kuschelig und gemütlich mit einer herrlichen Ruhe. Das liessen wir eine Weile auf uns wirken, bis wir die Räucherbude entdeckten, in der es täglich frischen Räucherfisch gibt. Eine Makrele ersetzte meinen Leuten das Stück Kuchen. So gestärkt ging es dann über Fischland und Ribnitz in einem Bogen zurück nach Zingst. Aber natürlich hatte der Chauffeur wieder die gute Ideen, die kleinen Landstrassen zu nutzen. Das brachte uns in Orte mit so klangvollen Namen wie Bartelshagen II, Fuhlendorf und Barth. Ausserdem konnten wir die Weiten der Boddenlandschaft bewundern - endlose Felder und Wiesen und immer wieder grosse Herden Kühe. Und plötzlich, einsam und allein - ein Fuchs. Der suchte wohl Bausparverträge.

Zurück in Zingst ruhten wir uns erst einmal aus, so eine Rundreise kann einen schaffen. Meine Leute waren total hinüber. Sie legte sich auf's Bett, und Er rutschte auf der Couch immer tiefer, bis er dann doch quer drauflag. Fine und ich konnten kaum noch das Fussballspiel im Fernsehen verfolgen. Die feinen Herrschaften gingen noch nicht einmal mehr zum Essen. Nein, der Chauffeur fur zu Netto und kaufte Nudeln für die Feinschmecker. So waberte der Abend dahin, bis wir alle schlafen gingen.