Samstag, 30. März 2013

Feuer frei

Liebe Landratten,

was für ein langer Tag, wie viele Abenteuer, ich kann nicht mehr! Weil wir noch vom Vortag so abgeschlafft und ausgebufft waren, schliefen wir etwas länger und kümmerten uns selbst um das Frühstück. Das tat richtig gut, denn es war ein grosses Abenteuer angesagt - wir wollten auswandern! So hatte ich es jedenfalls verstanden. Der Weg nach Bremerhaven liess mich nichts anderes erahnen. Doch dann wurde mir mein Irrtum klar: wir wollten nicht auswandern, sondern ins Deutsche Auswandererhaus.


Das steht am Hafen, in der Nähe vom Klimahaus. Und neben dem Klimahaus, da steht das Burj al Arab. Das müssen die in Dubai geklaut, unten ein paar Etagen abgeschnitten, und hier wieder aufgestellt haben. Die trauen sich Sachen.



Doch das grosse Spektakel war im Auswandererhaus. Dort wird gezeigt, unter welchen Umständen und warum viele Deutsche vom 18. Jahrhundert bis heute ausgewandert sind. Die meisten von denen sind in die USA gefahren, aber Argentinien und Australien waren auch begehrt.



Im Grunde war es damals auf den Schiffen genauso wie heute im Charterflug: eng und gemütlich. Nur der Duft in der dritten Klasse muss etwas streng gewesen sein. Doch dafür hatten die eine eigene Kantine und mussten nicht im engen Sitz essen.



Als wir von Bord kamen, dachte ich plötzlich, ich wäre in New York, im Grand Central Terminal. Aber ein kurzer Blick an die Decke sagte mir, dass es nur eine Täuschung war. Das haben die dort nachgebaut, und das richtig gut.




Im Wartesaal (hier auf dem Foto ganz links) stand eine Einwanderin mit ihrem Sohn und fragte einen Gepäckträger nach dem Zug nach Chicago. Dabei hielt sie einen Zettel in der Hand, auf dem geschrieben stand, wie sie den Gepäckträger fragen sollte.




Falls Ihr es nicht lesen könnt, da steht: "Trein tu Schikago". Die Frau konnte gar kein englisch, irgendjemand hatte es ihr aufgeschrieben. Da sieht man mal wieder, du darfs ruhig doof sein, du musst dir nur zu helfen wissen.

Als die Abteilung mit den Auswanderern durch war, kamen wir in den Bereich, in dem über die Rückwanderer berichtet wird. Also die Leute, die in der Fremde kein Glück hatten, oder deren Heimweh so gross war, dass sie wieder zurück nach Deutschland gekommen sind. Am Anfang war ein Einkaufszentrum, in dem alles so eingerichtet ist, wie es war, als der Chauffeur und sein Liebchen Kinder waren. Der Chauffeur war ganz stolz, dass in einem Geschäft zwei Langspielplatten im Fenster hingen, der er noch im Keller bunkert. Während die beiden stöberten, habe ich die Chance genutzt und bin mal zum Friseur gegangen.



Doch da kam so ein komischer Typ, stellte sich als Jaques Gallet aus dem Gard Haar Studio vor und wollte mich unter diese Turbine stecken. Da hatte ich aber keine Vertrauen zu und habe mich schnell aus dem Staub gemacht. Irgendwann hatten wir dann zwar nicht alles gesehen, konnten aber auch keine Informationen mehr aufnehmen.


So checkten wir nach Bremerhaven aus und, oh Wunder, wurden von der Sonne geblendet. Das fanden wir so toll, dass wir die Chance nutzten und eine Hafenrundfahrt gebucht haben (der Chauffeur muss immer lachen, wenn er von der "grossen Hafendrundfahrt" spricht, aber ich bin noch nicht dahinter gekommen warum). Die Ablegestelle ist direkt gegenüber vom Auswandererhaus, da hatten wir es nicht so weit.



Nachdem der Seelenverkäufer abgelegt hatte, bestellten sich meine Leute Kaffee und Kuchen und genossen die Sonne. In diesen Zeiten muss man jede Gelegenheit nutzen. In den verschiedenen Hafenbecken haben wir Schiffe im Wasser gesehen, Schiffe im Trockendock, Fundamente für Windräder in Off-Shore Anlagen (ich kann tolle Wörter), und jede Menge Autos. Hier im Hafen stehen die grössten Containerbrücken der Welt.




Nicht nur drei oder vier, nein, jede Menge, die konnte ich gar nicht alle zählen. Die sehen toll aus, fast schon ein bisschen gefährlich. Aber es ist alles gut gegangen. Doch dann wurde es doch noch mal eng. Wir sind unter einer Brücke durchgefahren, das war so knapp, das zwischen Schiffsdach und Brückenunterseite nur 10 Zentimeter Platz waren. Puh, das war echt knapp.



Ehe wir es uns versahen, war eine Stunde rum, und wir legten wieder am Ausgangspunkt an. Das war es dann mit Bremerhaven für heute. Ein letzter Blick zurück und schon waren wir wieder auf dem Weg nach Wremen.



Dort hatten wir noch einen Termin. Es ging ganz schnell, schon waren wir wieder im Dorf. Dort fand am Abend das grosse Osterfeuer statt. Wir waren zwar eine Stunde zu früh, wollten aber schon mal den Platz suchen. Das war gar nicht so einfach, denn wir konnten nirgendwo einen Scheiterhaufen finden. Zwei freundliche Herren haben uns weiter geholfen. Der Feuerplatz war ziemlich weit draussen, in einem kleinen Wäldchen zwischen Feldern. Da wir schon mal da waren, sind wir gleich geblieben. Die Feuerwehr, die ja sowieso und immer meine Freunde sind, hatten einen riesigen Haufen gemacht. Also, einen Scheiteraufen.



Ein paar Buden standen auch da. Eine mit Futter, zwei mit Getränken. Die Jungs von der Feuerwehr hatten alles unter Kontrolle, so kamen wir ins Gespräch. Als ich ihnen erzählte, dass ich Fotos mit Feuerwehrleuten in New York und Chicago gemacht habe, wollten sie natürlich auch gleich eins machen. Na ja, ich kann den Jungs nichts abschlagen.




Als es endlich dunkel wurde, kam aus dem Dorf ein Fackelzug, der dem Scheiterhaufen so richtig einheizte. In Nulkommanix brannte das ganze Zeug und es wurde fast unerträglich heiss. Wir mussten sogar ein paar Schritte nach hinten gehen, damit wir uns nicht verbrannten. Das war so ähnlich wie Sonnenbrand, nur ohne Sonne.




Als uns die Sache zu heiss wurde, haben wir die Aktion abgebrochen und sind zu unserem Apartment gefahren. Nachdem wir zehn Stunden unterwegs waren, hatten wir genug. Ich war so fertig, dass ich dem Chauffeur ausnahmnsweise das Password gesagt und ihn gebeten habe, heute das Blog zu schreiben. Als guter Freund hat er sich der Sache angenommen. Also, wenn heute ein paar Rechtschreibfehler drin sind, bitte nicht wundern. Der Junge übt noch.


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