Montag, 18. Februar 2013

Aussichten mit Abhängen

Was machen wir denn heute? Och, das Wetter ist so wie gestern, das Auto steht dumm rum, lasst uns einen Ausflug machen. Damit fing alles an. Da wir jedes Mal, wenn wir auf Mallorca sind, auch zum Kloster Lluc fahren, war das Ziel schnell ausgemacht. Aber warum fahren wir jedes Mal zum Kloster Lluc? Weil da die schwarze Madonna in der Wallfahrtskirche wohnt. Richtig heisst sie Mare de Déu de Lluc und ist die Schutzheilige von Mallorca. Im Sommer pilgern tausende von Mallorquinern zu ihr. Weil es uns im August zu heiss ist auf Mallorca, pilgern wir immer dann, wenn wir da sind.

Doch der Reihe nach, denn zunächst fuhren wir über Andratx auf die Küstenstrasse. Auch ein Punkt, der bei jedem Besuch auf dem Programm steht.Wir haben das Naturschauspiel schon so oft gesehen, aber es wird nie langweilig. Jetzt, im Februar, ist die Insel noch so herrlich grün. Wenn man im Tramuntanagebirge ist, kommt es einem manchmal so vor, als sei man in den Alpen.
Ruppzupp hatten wir das Meer im Blick und genossen sowohl Fahrt, als auch Ausblick. Der Chauffeur machte seinem Namen mal wieder alle Ehre. Er ist aber auch wirklich ein "ausgezeichneter Fahrer", fast so wie Raymond Babbitt, der Rainman. Nicht lange, und wir machten am ersten Aussichtspunkt, dem "Mirador Es Grau" Halt. Na, das war ja nun mal wirklich ein Ausblick. Und dann noch diese Agave in der Mauser - toll!
Aber das war ja nicht alles. Man kann noch ein paar Treppen hochgehen und von da hat man einen ganz tollen Blick auf die Küste, soweit das Auge reicht. Nun war das Wetter ja nicht so toll, deswegen reichte das Auge nicht ganz so weit. Aber ich kenne es auch bei klarer Sicht, dann ist es noch tollerererer.
Und wie wir noch überlegten, ob wir weiterfahreen sollen, hatte ich eine Weltidee und sagt meinen Begleitern: "ej hömma, ich muss ersma abhängen, aber im Doublefeature!" Abhängen ist eine Spezialität von mir, die ich bestens beherrsche. Da ging es auch schon los.

Ach, war das erfrischend. Jetzt ging es mir gleich besser und wir fuhren weiter. Über Estellencs
ging es weiter Richtung Banyalbufar. Plötzlich und unerwartet waren auf einmal sechs Esel auf der Strasse. Der Hengst führte seinen Harem aus und liess die Damen auch nicht in Ruhe. Besonders eine hatte es ihm angetan. Sie wollte aber nicht und keilte immer wieder nach ihm aus.
Die Truppe blockierte die ganze Strasse und es bildete sich eine Autoschlange, die sich nur langsam wieder auflöste. Die Tierchen waren bestimmt ausgerückt und ohne gültigen Passierschein unterwegs, aber das fand ich toll, die trauen sich was.

Und schon stand der nächste Halt an, am Aussichtspunkt "Es Verger". Hier steht ein Aussichtsturm aus dem 16. Jahrhundert.
Der Ausguck sollte die Bewohner warnen, wenn Piraten oder sonstige Feinde sich der Insel näherten. Das Bauwerk ist gut erhalten und bietet natürlich einen tollen Ausblick auf die Küste.

Davor stehen Olivenbäume, die sehen auf den ersten Blick aus, als hättern sie ihr letztes bisschen Leben ausgehaucht. Aber das täuscht, da ist noch reichlich Leben drin und irgendwo spriessen immer wieder neue Zweige.

Weiter ging es, bis wir endlich das sahen, weswegen wir um diese Jahreszeit hier waren. Die Mandelblüte!
Das sah richtig toll aus, schade dass der Himmel so wolkenverhangen war. Wenn die Sonne scheint, ist das noch toller, aber wir hatten trotzdem unseren Spass. Nachdem wir das Spektakel ausgiebig genossen hatten, zogen wir weiter nach Deja. Das war mal eine Kolonie von Künstlern, die sich dort inspirieren liessen. Heute sind auch noch welche da, aber nicht mehr so viele.

Die Häuser dort sehen aus, als hätte sie jemand an die Felsen geklebt. Ein schönes Dörfchen, wo auch Zitronen- und Orangenbäume stehen. Ein paar standen so nahe an der Strasse, dass der Chauffeur uns eine Zitrone pflücken konnte. Die schmeckte so intensiv und lecker, im Supermarkt bekommt man sowas nicht.
Immer höher ging es hinauf in die Berge, und wir näherten uns den Wolken. Einmal durch einen Tunnel und dann waren wir am Cuber, einem Wasserreservoir im Tramuntanagebirge.
Das sah so richtig wildromantisch aus, der See im Gebirge mit der Wolkendecke drüber und dieses verschwommene Licht. Das war schon ganz schön beeindruckend. Wir waren so beindruckt, das wir fast das Weiterfahren vergessen hätten. Als es uns wieder einfiel, sind wir in den Wagen eingestiegen und weiter gefahren.

Weil die Mallorquiner trotz der Wirtschaftskrise immer noch die reichste Region Spaniens sind, haben die aber noch ein Wasserreservoir. Das heisst Gorg Blau und ist praktischwerweise gleich nebenan vom Cuber, aber viel grösser.
Jetzt war es soweit, dass ich dachte "ganz schön viel Abenteuer für einen Tag, jetzt geht es bestimmt zurück zum Hotel", aber denkste. Wir waren noch nicht am Ende unserer Tagesreise. Nach diesen Naturschauspielen ging es nun ins Kloster. Wer vergessen hat, wie das Kloster heisst, der fängt noch einmal ganz oben an. In den zwei Jahren, die wir nicht auf der Insel waren, hatte sich hier viel getan. Sogar der Parkplatz ist jetzt gebührenpflichtig.
Die grösste Überraschung war aber, dass gerade erst die letzten Schäden behoben wurden, die ein Tornado im September 2012 angerichtet hatte. Mit fast 150 km/h war der über das Kloster gerauscht und hatte fast alle Dächer abgedeckt. 150 Menschen wurden in Sicherheit gebracht und es gab nur drei Verwundete. Aber jetzt sah es schon wieder gut aus, bis auf die grosse Uhr. Die hat es noch nötig.

Weil sie dort gerade so schön beim Aufräumen waren, haben sie an dem schönen Springbrunnen das ganze Moos abgeknibbelt. Jetzt ist der wieder ganz nackig und darf von vorne anfangen.
Das schönste stand uns aber noch bevor, der Besuch bei der schwarzen Madonna. Die ist wirklich richtig toll, wie sie da so in ihrer Vitrine steht. Ich komme jedes Mal ins Schwärmen.
Nach dem ganzen Futter für die Seele musste jetzt Futter für den Körper her. Was eignet sich auf Mallorca am besten zur Beilage zum Milchkaffee? Richtig, eine Ensaimada. Praktisch wie sie veranlagt sind, haben die Jungs hier eine kleine Cafeteria eingerichtet, wo es sowas alles gibt.
Als wir uns gestärkt hatten, war das Tagespensum geschafft und es ging zurück zum Hotel. Erst wollte ich mir ein Moped leihen und mal selber fahren.
Aber der Abzieh-Hobel war mit dann doch zu unbequem. Da habe ich mich im Arm vom Liebchen vom Chauffeur doch besser aufgehoben gefühlt. Nicht lange, und wir waren zurück im Hotel. Dort habe ich mich ordentlich ausgeruht, um dann meine Abenteuer für Euch aufzuschreiben. Viel Spass damit.

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