Ja
sind wir hier im Hilton, oder in einer Jugendherberge? Was für eine Nacht: im Zimmer
gegenüber machten ein paar ganz lustige Leute die halbe Nacht Party. Türen schlagen,
lautes Grölen, Gekicher und Geschreie, es war kaum auszuhalten. Auch dass der
Chauffeur zwei Mal bei der Rezeption angerufen und sich beschwert hat, konnte
dem Treiben kein Ende setzen. Bis nach vier Uhr morgens hielten die Pappnasen
durch, dann war endlich Ruhe. Aber mit unserer nächtlichen Erholung war natürlich
nichts. Der Chauffeur hat sich dann am Morgen bei einem der Manager beschwert.
Dem tat es leid, dass wir nicht hatten schlafen können und machte es damit gut,
dass uns das Haus die letzten beiden Tage zum Frühstück einlud. So waren wir
wieder versöhnt. In diesem Jahr ist aber auch alles dabei.
Es
war der letzte Obsttag, der letzte im Big Apple, der letzte in New York. Meine
Leute wollten die High Line erobern, eine Strecke für Fussgänger, die auf der
Trasse einer aufgegebenen Hochbahn verläuft. Die Hochbahn wurde früher für
Güterverkehr genutzt und liegt auf der Westseite Manhattans, an der 10. Avenue.
Es gibt verschiedene Auf- und Abgänge, um auf die Strecke zu kommen. Sie
beginnt an der 14.Strasse und endet an der 30. Strasse. Oder umgekehrt, je
nachdem wo man gerade herkommt.
Wir
wollten am Nordende einsteigen und fuhren deshalb mit der Path zur Penn Station
in Manhattan. Die liegt an der 33. Strasse, da war es nicht mehr so weit.
Doch
als wir aus dem Bahnhof rauskamen, hatte das Liebchen vom Chauffeur die tolle
Idee, man könnte sich auch mal das ziemlich neue Gebäude der Hearst Co.
angucken. Darüber hatte sie mal eine Reportage gesehen. Der Turm ist nicht
besonders hoch, hat aber eine spektakuläre Fassade und steht auf dem Basisbau
des Gebäudes, das früher dort stand. Das Building, wie man hier sagt, liegt an
der 8 Ave./ 57 St. , fast am Südende des Central Parks, das war ja nicht so
weit. Wenn man bedenkt, dass ein Block in Manhattan ungefähr fast ganz genau
beinahe 100 m lang ist, hatten wir ein ganz schönes Stück zu laufen. Auf
unserem Weg kamen wir am Postgebäude vorbei. Das sieht fast aus wie ein Schloss
und ist riesengross. Muss es ja auch, wir sind schliesslich in Amerika. Da
ist alles grösser!
Ein
kleines Stückchen weiter waren wieder meine Freunde von der Feuerwehr. Die
finde ich ja ganz toll. Wir haben uns kurz unterhalten und ein Foto gemacht,
dann musste ich schon wieder weiter.
Auf
der rechten Strassenseite war ein Schuhgeschäft, die hatten aber auch
Unterwäsche und anderes Zeug. Da war so ein Schuh, da dachte ich „da kann man
doch gar nicht drauf laufen.“
Der
Chauffeur meinte, das wären Schuhe für Prostituierte. Da war ich ganz schön
froh, dass die nicht für Nutten waren. Und dann waren wir da, am Hearst
Building. Ausser der aussergewöhnlichen Fassadenform, ist das ganze Gebäude
unter Umweltschutzgesichtspunkten und Energieeffizienz geplant und gebaut
worden. Dafür hat es auch Preise erhalten.
Als
wir gerade fertig waren mit gucken und weiter wollten, fing es an zu regnen. Es
waren 40% Regenwahrscheinlichkeit gemeldet, und die schlugen jetzt zu. Das war
aber gar nicht so schlimm, denn wir hatten uns bei Hearst’s gut untergestellt.
Nach dem Schauer kam die Sonne wieder heraus und wir machten uns auf den Weg.
Über Hell’s Kitchen gingen wir die 10. Ave nach Süden. Es ist ein tolles
Viertel, mit vielen kleinen Kneipen und Restaurants.
An
der 30 St. trafen wir dann tatsächlich auf die High Line. Mit dem Fahrstuhl fuhren wir hoch, der wer mit
gelber Folie ausgekleidet. Das sah vielleicht komisch aus, als wir nach draussen
guckten.
Und
dann waren wir endlich angekommen. Eine tolle Strecke, die voller Touristen
war. Es ist eine echte Sehenswürdigkeit geworden. Überall stehen Bänke und
Liegen, damit man sich ausruhen kann, wenn man schon lange unterwegs ist, so
wie wir. Der Hansi fand das auch toll, da haben wir erst einmal Probesitzen
gemacht.
Das
Wetter wollte jetzt die 40% voll machen und schickte noch ein paar Tropfen
runter. Das konnte uns nicht erschrecken und das Wetter gab schnell wieder auf.
Die High Line ist fast 1,6 km lang. Das hört sich erst einmal gar nicht so weit
an, aber es gibt immer etwas zu sehen und zu entdecken, da ist man nicht mal so
eben drüber gehuscht.
Als
wir nach rechts guckten, konnten wir das Kreuzfahrschiff „Norwegian Gem“ sehen, das fuhr gerade aus dem Hafen aus. Für
uns war das ein nettes Wiedersehen. Das Schiff hatten wir schon einmal in
Papenburg auf der Meyer Werft gesehen, als es noch gebaut wurde.
Kurz
darauf trafen wir zwei Affen, mit denen wollten wir Skat spielen, aber das
Spiel kennen die hier überhaupt nicht.
Kurz
vor dem Ende der Strecke gibt es eine Brücke, die über die 10 Ave. führt. Die
gehört auch zur High Line und man hat einen tollen Blick über die Strasse. Dem
Hansi war das erst nicht ganz geheuer, da habe ich ihn in den Arm genommen, und
er fühlte sich gleich besser. Ich muss auf den Kleinen ja noch aufpassen.
Und
dann war die High Line plötzlich schon zu ende. Die Freiheitsstatue konnten wir
noch sehen, die ist immer ein Blickfang. Die Treppe runter und schon waren wir
im West Village. Auch hier nette Häuser und Kneipen. Meine Leute waren jetzt so
kaputt, dass weitere Fussmärsche überhaupt nicht mehr in Frage kamen. Es
reichte nur noch für ein Stückchen durch Chelsea bis zur Subway Station an der
8 Ave./ 23 St. Von dort bis zum WTC und zurück nach Newark.
Das
war der letzte Tag in New York und wir haben wieder viel gesehen, viel erlebt
und viel Spass gehabt. Wir werden wohl erst wiederkommen, wenn das World Trade
Center fertig ist.
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