Dienstag, 25. September 2012

USA Ostküste 2012 25.09. - Tag 16



Nach dem Chaos vom Vortag wurde es erst mal wieder schön. Erlebte Geschichte, das stand auf dem Programm. Wo kann man amerikanische Geschichte, die ist ja nun mal noch nicht so lange her, von der Pike auf erlernen? Richtig, in Philadelphia. Jetzt könnte ich Euch wieder mit Namen und Daten langweilen, tue ich aber nicht. Nur so viel: die Herren Washington und Jefferson. Die kennen wir ja jetzt alle, weil ich die hier mehrfach getroffen habe. In Philadelphia wurden 1776 die Unabhängigkeitserklärung und 1787 die Constitution (also die Verfassung) abgefasst. Stattgefunden hat das Ganze in der Independence Hall, dem früheren State House von Pennsylvania.

Das State House war einmal das grösste Haus in Philadelphia. Wenn man das heute so sieht, kann man es kaum glauben. Jeder der möchte kann es besichtigen und muss dafür keinen Pfennig bezahlten, noch nicht mal einen Cent. Hier ist die Geschichte Amerikas kostenlos für jeden zu bekommen. Drinnen ist der Saal, in dem die Delegierten der dreizehn Gründerstaaten alles ausgekungelt haben, rekonstruiert. Überhaupt sind 80% der Fassade und 70% der Innenausstattung noch im Original.

Ganz hinten oben, da hat der Herr Washington gesessen, das ist noch der echte alte Stuhl. Eigentlich wollte ich da auch mal drauf, aber ich durfte nicht, dabei war ich doch so ergriffen.

Bevor wir  uns durch das Haus (hier durfte man sogar alles fotografieren) führen liessen, haben wir uns aber erst mal eine kaputte Glocke angeguckt, das ist die Liberty Bell. Sie hing früher im State House und wurde geläutet, als die Unabhängigkeitserklärung am 8. Juli 1776 der Bevölkerung bekannt gemacht wurde. Die war schon kaputt, als man sie bekommen hat. Es gibt viele Geschichten, wie sie repariert wurde, wieder kaputt ging, wieder repariert wurde und wieder kaputt ging. Fest steht, dass sie einen grossen Riss hat und nicht mehr zu gebrauchen ist. Weil sie aber damals so toll geläutet hat, ist sie nun einmal eine besondere Glocke.


Seit 2003 hat sie ein neues Zuhause, gleich gegenüber von der Independence Hall, jeder kann sie besuchen, kostenlos. Die Asiaten, die allgemein als höflich und diszipliniert gelten, lassen hier ganz schön die Sau raus. Vordrängeln, rempeln, laut quatschen, beim Fotografieren ins Bild laufen, das können die alles ganz prima. Die gingen uns ganz schön auf den Senkel.

Jetzt ging es weiter zu Penn’s Landing. Dabei kamen wir am Haus von Betsy Ross vorbei. Das ist die Dame, die die erste Flagge der USA, das Sternenbanner, genäht hat – Geschichte an jeder Ecke.

Der Herr Penn, nach dem der Staat Pennsylvania benannt ist, ist hier in Philadelphia an Land gegangen. Die Ecke gefiel ihm so gut, dass er gleich da geblieben ist. Daraus ist die Stadt entstanden. Gut, dass der Herr Penn sich damals nicht mit seinem Schiff verfahren hat, sonst sähe das hier jetzt ganz anders aus.

Unsere nächste Station war die Elfreth’s Alley. Das ist die älteste Wohnstrasse in Philadelphia mit den Originalhäusern, die heute noch bewohnt sind. Da war es wieder, das Gefühl, als wären wir in einem anderen Jahrhundert. Nur die Geräusche der Autos störten etwas.

Nach diesen ganzen Geschichten über die Geschichte, haben wir uns noch ein wenig die Hochhäuser angesehen. Philadelphia hat auch eine tolle Skyline, nicht nur New York und Chicago.

Das war es dann mit Philadelphia, denn wir wollten noch zum Strand und uns für die nächsten Tage erholen. Den Delaware River querten wir über die Benjamin Franklin Brücke, verliessen Pennsylvania zum letzten Mal und kamen mal wieder nach New Jersey.

Gut gelaunt und voller Eindrücke machten wir uns auf den Weg zur Atlantikküste im Gebiet Asbury Park/ Long Branch. Wenn ich an die Nordseeküste in Deutschland und Holland denke, dann sind in jedem Kaff 12 Hotels, 22 Pensionen und mindestens ein Campingplatz. Hier, in dem ganzen Gebiet, haben wir direkt in Strandnähe kein einziges Hotel gefunden. Es gab nur Apartments und Condos, die, wenn überhaupt, nur zu Horrorpreisen zu mieten waren. Ja, da kam Stimmung im Auto auf. Die Zeit floss nur so dahin und der Chauffeur brauchte wieder einige Kragengrössen mehr. Schlussendlich fanden wir doch noch etwas in Middletown. Nicht am Strand, aber wenigstens nett gelegen und zum Ausruhen geeignet. Als der Chauffeur und sein Liebchen essen waren, haben der Hansi und ich ferngesehen und dabei überlegt, was wir am nächsten Tag machen wollten.

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