3200 Mount Vernon
Memorial Highway, Alexandria, VA 22309. So lautet die Adresse heute,
früher hiess es nur Mt. Vernon, Virginia. Dort wohnte der Herr Washington, der
erste Präsident der USA. Erst hat er das Anwesen gemietet, dann hat er es
geerbt. Wie das alles zusammenhängt, müsst Ihr an anderer Stelle nachlesen. Das
Anwesen kann man heutzutage besichtigen. Dort ist alles bestens in Schuss,
sieht sehr gepflegt aus und macht richtig Spass. Zum Glück, und dank der Planung
meines Chauffeurs, war an diesem Wochenende „Colonial Market & Fair“ im Stil
des 18. Jahrhunderts. Da waren viele Handwerker, die ihre Künste zeigten: wie
man Stühle baut, wie man Kleider näht, töpfert und Schachteln aus Holz herstellt.
Musikgruppen, Bettler und Soldaten waren auch dort.
Zuerst wollten wir uns das Haupthaus anschauen, mussten aber noch
warten, bis wir an der Reihe waren.
Dabei habe ich Christopher Sheels kennen gelernt. Der war der private
Privatdiener von dem Herrn Washington.
Der war sehr nett zu mir und ich zu ihm. Dabei verging die Zeit im Nu
und schon waren wir im Haus. Da drin ist natürlich fotografieren verboten. Was
hat der Chauffeur natürlich wieder gemacht? Fotografiert hat er natürlich, der
alte Gangster, wie in Monticello. Bei Präsidentens zuhause ist fotografieren
hier wohl nicht so angesagt. Das war schon mal so anstrengend, dass wir uns
anschliessend auf die Terrasse gesetzt und die tolle Aussicht genossen haben.
Jetzt waren die Nebengebäude dran. Der Herr Washington hatte auch sein
Privatleben generalstabsmässig geordnet. Alles wurde inventarisiert und
geordnet. Über die Anzahl und Verwendung von Verbrauchsmaterialien wurde
minutiös Buch geführt, dafür gab es extra einen Buchhalter. Der Herr Washington
legte immer Wert darauf, dass er zuerst einmal Farmer war. Deswegen ist die
ganze Anlage auch wie ein Gutshof angelegt, sauber und ordentlich.
Weil der Herr Washington ja schon sehr sehr lange tot ist, kann man
sogar sein Grab besuchen. Das ist nicht nur eine einfache Grube, sondern ein
Mausoleum und liegt etwas entfernt vom Haupthaus. Sogar dafür hat er damals
festgelegt, wo es stehen und aus welchen Materialien es gebaut werden soll. Der
hat wirklich alles geplant. Neben ihm liegt seine Frau, die ihn um fast zwei
Jahre überlebt hat.
Nach diesem Stimmungstöter, an Gräbern herrscht nun mal keine
ausgelassene Stimmung, haben wir die Soldaten besucht, um mal wieder etwas aufregendes
zu erleben. Da ging vielleicht die Post ab, die haben geballert, als gebe es
kein morgen mehr.
Als sie mit dem Exerzieren, Marschieren und Ballern fertig waren, sind
sie wieder in ihr Camp zurück gegangen. Doch da ging es weiter und zwar mit
einer Kanone. Der Captain, der der Chef der Kanonentruppe war, hat
anschliessend alles erklärt, das war sehr interessant. Aber zuvor konnte man
meinen, es wäre Bodennebel.
Ich habe ja schon mal früher gesagt, dass Krieg scheisse ist. Aber hier
war alles nur Show. Es ist nix passiert, niemand wurde verletzt und alle hatten
ihren Spass daran. Trotzdem war das ganz schön aufregend für uns. Deswegen
mussten der Hansi und ich erst einmal eine Pause machen. Weil da viele
Strohballen rumstanden, haben wir zwei uns ein sonniges Plätzchen ausgesucht
und den lieben Washington einen guten Mann sein lassen.
Frisch gestärkt haben wir dann der grossen Jongleuse Signora Carmella
Bella aus Italien zugeguckt. Die hatte aber auch ein paar Bälle, die jongliert
werden wollten.
Jetzt waren die Handwerker dran. Die sollten uns auch noch zeigen, was
sie konnten. Das war ganz interessant, was die so alles gemacht habe, damals. Aber
am besten hat mir ein Musikant gefallen, der ein Spinett spielte. Dabei ging es
mir nicht um die Musik, sondern um den Drink, den er mir ausgegeben hat.
Der Schluck hat mich total aus den Socken gehauen, und der Musikus hat
mit mir das alte Spiel „Betrunkene dekorieren“ gespielt. Da war ihm seine
Brille nicht zu schade für. Aber ich hatte ja nur markiert, in Wirklichkeit war
ich immer komplett bei der Sache. Ich wollte ihm nur nicht den Spass verderben.
Und plötzlich, stand der Herr Washington neben mir. Dachte ich
zumindest. In Wirklichkeit war das ein ganz anderer Herr, der nur so getan hat,
als wäre er der Herr Washington. Aber das hat er richtig gut gemacht.
Er hat mich gefragt, woher ich denn käme. Als ich sagte aus Deutschland,
hat er gefragt, aus welchem Deutschland. Da habe ich natürlich gesagt, es gibt
doch nur noch eins. Da sagte er, dass es zu seiner Zeit ganz viele Deutschlands
gegeben hätte. Da hatte er nun wieder recht, und ich habe ihm vom schönen
Ratingen erzählt.
Dann kam ein Wunderdoktor, der Herr Balthazar.
Der wollte sein ganz spezielles Elixier verkaufen. Der Chauffeur kannte
den noch von vor 14 Jahren. Damals hatte der Doktor ihn in seine Show
eingebaut. Daran konnte er sich natürlich nicht mehr erinnern, aber der
Chauffeur hat es ihm erzählt. Das fand der Doktor so toll, dass er den
Chauffeur auch dieses Mal auf die Bühne holte. Der Doc musste erklären, dass
sein Mittel zwar den Haarausfall nicht stoppen konnte, aber dafür wäre der
Chauffeur noch ganz schön gewachsen.
Als es Zeit zum Aufbruch für uns war, trafen wir noch auf einen Bettler.
Die gab es schon immer und wird es wohl auch immer geben.
Dieser hatte gepflegte Zähne und zwei Ratten als Kumpels. Die drei
waren eine lustige Truppe und alle hatten Spass an ihnen.
Aber dann war es auch genug, denn es wurde langsam
wieder Abend. So verliessen wir Mt. Vernon nach einem Tag voller Abenteuer und
Erlebnisse.
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